Block III: Sonische Erschließung des Lebensraumes

“Sound unscrolls itself, manifests itself within time, and is a living process, energy in action.”

(Chion 1975)

Although we are constantly surrounded by acoustic phenomena, processes of auditory perception and interaction are usually assigned a subordinate role in the epistemological development of our environment. The literal “view” of the world is dominated by the idea of an optical perception of it determined by light and dark. Questioning this, the concept of the world as a sonic world has been established in academic discourse for some years. However, this is not intended to claim auditory sovereignty of perception, but merely to point out the multisensory way in which experiences and emotions work. The resulting conception of our environment as one determined by active matter allows fluid relationships of subject to subject to take the place of classical subject-object relationships. Behind the complex processes of interaction, constantly changing relationships between actants both human and non-human become discernible. Sound is said to have a transformative power that makes itself felt in relations and creates sonic ecologies.  

 

How do epistemic practices of the sonic become virulent, or rather how are epistemic practices guided by the inclusion of the sonic?  How do we experience ever-changing sonic atmospheres? What cultural and social meanings emerge from the manifestation of sound? Taking our immediate surroundings as a starting point, we want to invite you to think with sound and try to practice a more conscious approach in dealing with the environment.With practical experiments such as an audio walk, participants will enter into a relationship with the auditory and then discuss their experiences.  In addition, there is a theoretical framework that results from contributions that put individual facets of sound perception in relation to the lived sphere.It is about synergies and disturbance, about the structures of coexistence and ecologies and therefore also about one’s own attitude to hearing and what is heard. 

 

(by Anne Delle and Konstantin Parnian)

 

Obgleich wir ununterbrochen von akustischen Phänomenen umgeben sind, wird auditive Wahrnehmungsprozesse und Interaktionen meist eine untergeordnete Rolle in der epistemologischen Erschließung unserer Umwelt zugeordnet. Den buchstäblichen “Blick” auf die Welt dominiert die Vorstellung einer von Licht und Dunkel bestimmten optischen Erfassung jener. Dies in Frage stellend etabliert sich im akademischen Diskurs seit einigen Jahren die Auffassung der Welt als einer sonischen. Hiermit soll aber keine Wahrnehmungshoheit des Auditiven eingefordert werden, sondern lediglich auf die multisensorische Wirkungsweise von Erfahrungen und Emotionen hingewiesen werden. Die hieraus gewonnene Vorstellung unserer Umwelt als einer von aktiver Materie bestimmten lässt an die Stelle der klassischen Subjekt-Objekt-Beziehungen fluide Verhältnisse von Subjekt zu Subjekt treten. Hinter den komplexen Prozessen der Interaktion werden sich ständig wandelnde Beziehungen zwischen Aktanten menschlicher und nicht-menschlicher Natur erkennbar. Dem Klang wird eine transformierende Kraft zugesprochen, die sich in Relationen bemerkbar macht und klangliche Ökologien schafft.  

 

Wie werden epistemische Praktiken des Sonischen virulent, bzw wie werden epistemische Praktiken durch den Einbezug des Sonischen geleitet? Wie erleben wir sich ständig verändernde, sonische Atmosphären? Welche kulturellen und sozialen Bedeutungen ergeben sich aus der Manifestation von Klang? Ausgehend von unserer nächsten Umgebung wollen wir einladen, mit Klang zu denken und einen bewussteren Umgang mit der Umwelt zu üben. Mit praktischen Übungen wie einem Audiowalk sollen Teilnehmer:innen ins Verhältnis zum Auditiven treten und anschließend über ihre Erfahrungen diskutieren. Dazu gibt es einen theoretischen Rahmen, der sich aus Beiträgen ergibt, die einzelne Facetten der klanglichen Wahrnehmung ins Verhältnis zum Lebensraum setzen. Es geht um Synergien und Störung, um die Strukturen von Zusammenleben und Ökologien und daher auch um die eigene Haltung zum Hören und Gehörten. 

 

(von Anne Delle und Konstantin Parnian)